Alles, was der Angst, der Panik, der Hetze entgegenwirkt, ist in einem solchen Falle hilfreich. Vielleicht der wichtigste Nebeneffekt der Homeoffice-Verbreitung dürfte für manche sein, dass sie weniger gehetzt sind. Aber der negative Effekt, dass sie mehr unter Stress stehen, dass man sich als Familie auf engem Raum rascher auf die Nerven gehen kann. Daher ist es vielleicht gerade in Zeiten wie diesen von Bedeutung, dass Menschen lernen, in ihren Alltag kontrolliert, regelmäßig und konsequent eine Zeit der geistigen (!) Hygiene einzubauen.
In dieser Zeit wäre es wichtig, sich von allen Informationsquellen – Lesen, Radio hören, Musik hören, Filme schauen – zurückzuziehen, um den Kopf frei zu bekommen. Es geht dabei nicht ums „chillen“ oder „abhängen“, also das ziellose Herumsitzen, obwohl auch das manchmal sehr hilfreich sein kann. Es geht vielmehr um eine Kultur und Hygiene des Geistes, die man durch eine konsequente Übung, z.B. von Meditation, Yoga, Tai Chi, Chi Gong, besinnliches Gebet oder was auch immer erreichen kann. All diese Übungen haben letztlich einen Zweck: den Geist zu säubern von unnötiger Information und von den ewigen Gedankenspiralen. Von Sorgen und von Überlegungen, die nirgendwohin führen. Je nachdem, welcher Tradition man folgen will, geht es dabei mehr um die Reinigung und Beruhigung des Geistes, um für tiefere, feinere Empfindungen offen zu werden. Oder um das Wahrnehmen der Prozesse, die im Geist zu unangenehmen Emotionen und Empfindungen Anlass geben. Oder um das Offenwerden für Inspirationen. Und manchmal um alles gleichzeitig.
Das psychologische Resultat einer solchen regelmäßigen Übung ist meistens mehr Widerstandskraft, eine größere Fähigkeit, mit Belastungen und Herausforderungen richtig umzugehen und sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen zu lassen, wenn etwas Belastendes passiert. Um dies zu erreichen, ist eine gewisse Regelmäßigkeit hilfreich, täglich, idealerweise ca. 20-30 Minuten.
Allein durch körperliche Hygiene sind mehr Leben gerettet worden als durch alle medizinischen Interventionen und Erfindungen zusammen. Wir verwenden ca. 30 Minuten pro Tag auf körperliche Hygiene, wenn wir alle Zeit im Badezimmer und WC zusammenrechnen, manche Menschen auch mehr. Soviel Zeit sollte uns unser Geist auch wert sein.
Es ist kaum auszudenken, welche Veränderungsprozesse durch einen kulturellen Wandel eingeleitet würden, der dazu führt, dass alle Menschen so viel Zeit auf geistige Hygiene verwenden, wie sie für körperliche Hygiene aufwenden.
Einige wichtige Begleitmaßnahmen könnten dabei hilfreich sein:
- Informationsquellen, die einfach nur Unruhe und Panik erzeugen, meiden. Für die Einen könnten das die Nachrichten, das Radio oder die Zeitung sein, für die Anderen vielleicht die Social-Media-Kanäle.
- Informationsfluten stoppen. Informationsfasten, also das Leben ohne Information, für eine bestimmte Zeit, kann bewirken, dass man plötzlich feststellt, wie gut man ohne die vielen Informationen leben kann und wie wenig man sie nach einer gewissen Zeit vermisst. Informationen und ihre Quellen können genauso süchtig machen, wie Alkohol oder Tabak. Man braucht meistens ein paar Tage, um sich von ihnen zu befreien, und plötzlich ist man ein anderer Mensch.
- Multitasking und Doppelbelastungen beenden. Wir Menschen sind keine Multitasker und wer es trotzdem tut, macht meistens mehr Fehler und gewinnt langfristig wenig. Vor allem führt Multitasking auf lange Sicht zu emotionaler Erschöpfung.